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Sicherheitsaspekte
Die in diesem Abschnitt dargestellten Analysen zu den
Sicherheitsaspekten für den Betrieb der kontaktlosen
Energieübertragung im öffentlichen Raum beziehen sich
auf das interoperable stationäre Versorgungsgerät
("Ladeplatte") und den im Feldversuch betriebenen
operativen Abnehmer für das Cetos Fahrzeug mit
Doppelflachwicklung. Dieser operative Abnehmer ist als
großflächige Lösung realisiert um die Flussdichten im
Luftspalt auf ein Minnimum zu reduzieren. Damit sind die hier
dargestellten Eigenschaften des Gesamtsystems aus interoperabler Quelle
und großflächigem Abnehmer auch nur für diese Art von
Abnehmer gültig.
Die im folgenden dargestellten Eigenschaften zeigen, dass mit einem
großflächigen Abnehmer eine eigensichere kontaktlose
Energieübertragung ohne inakzeptable Gefährdungen
möglich ist. In der Sicherheitstechnik ist es ein Grundprinzip
Systeme eigensicher zu konstruieren, woimmer dies möglich ist. Am
sichersten ist eine technische Einrichtungen, wenn Gefährdungen
gar nicht erst vorhanden sind. Weiterhin vereinfacht sich dadurch das
Gerät und gewinnt an Robustheit und Verfügbarkeit. Kompakte
sekundäre Abnehmer weisen ein anderes Verhalten auf, so dass
Hersteller dieser Art von Abnehmern ggf. nicht eigensicher sind und
eine aktive Sensorik zur Unterbrechung oder Reduzierung der
Übertragungsleistung im Falle von Einflüssen durch die
Umgebung angewiesen sind.
Eine Gefährdungsanalyse für ein technisches System ist
äußerst umfangreich und kann in dieser Darstellung nicht
komplett beschrieben werden. Die Darstellung beschränkt sich daher
auf die potentiellen Gefahrenszenarien, welche sich speziell durch das
magnetische Feld im Luftspalt zwischen den Feldplatten ergeben. Andere
Aspekte der Gefährdungsanalyse wie z.B. die Rutschfestigkeit der
Oberfläche gegen Unfallrisiken werden hier nicht eingehend
beschrieben.
Erwärmung metallischer Körper
Die Technologie der kontaktlosen Energieübertragung ist der
Technologie induktiver Kochplatten sehr ähnlich. Anders als bei
einem Kochtopf, bei dem die Energie der induktiven Kochplatte
vollständig als Wärmeenergie genutzt wird, nimmt der
induktive Abnehmer für die kontaktlose Energieübertragung die
Energie im Wesentlichen als elektrische Energie ab. Abgesehen von
elektrischen Verlusten entsteht daher in der sekundären Feldplatte
des Abnehmers auch keine Wärme. Die Verlustwärme der
elektischen Verluste kann bei großflächigen Anordungen
problemlos abgeführt werden, so dass die Feldplatte kalt bleibt.
Bei sehr kompakten mechanischen Anordngung verhält sich das jedoch
durchas anders, da sich die Verluste auf ein kleines Volumen
konzentrieren und wenig Oberfläche zur Kühlung verbleibt.
Trotzdem ist es natürlich zu erwarten, dass sich metallische
Fremdkörper, welche sich im Luftspalt befinden, ähnlich einem
Kochtopf durch das magnetische Feld erwärmen. Würde ein
Mensch diesen Fremdkörper unter dem Fahrzeug hervorholen wollen,
so könnte er sich verletzten, sollte der Fremdköper zu
heiß werden.
Mit Hilfe von drei bedeutenden Konstruktionsmerkmalen wird eine Erhitung von metallischen Fremdkörpern vermieden.
- Die Übertragungsleistung einer Herdplatte ist mit der
einer kontaktlosen Energieübertragung aus dem einphasigen
Wechselstromnetz durchaus vergleichbar. Anders als eine Herdplatte wird
die Leistung der Ladeplatte jedoch auf eine in etwa zehn mal so
große Fläche verteilt. Damit erreicht einem Fremdkörper
von der Größe eines Topfes auch nur ein zehntel der Energie,
was eine entsprechend geringere Erwärmung zur Folge hat. (Diese
rein qualitative Angabe setzt voraus, dass die Ladeplatte wie eine
Kochplatte konstruiert ist. Die folgenden Merkmale zeigen, dass dies
nicht der Fall ist, also eine noch sehr viel geringere Leistung einen
Fremdkörper erreicht.)
- Magnetische Wechselfelder haben die Eigenschaft, dass sie
in metallische Körper nicht komplett eindringen. Ein
Wärmeeintrag findet nur in einer "Hülle" des Körpers
statt. Je dicher die Hülle ist, d.h. je weiter das magnetische
Feld in den Körper eindringt, desto mehr Wärme entsteht.
Diese Eindringtiefe ist vom Material abhängig und von der Frequenz
des magnetischen Feldes. Das ist der Grund, warum nicht alle Töpfe
für Induktionskochfelder geeignet sind. Die Wahl einer
gegenüber Induktionsherden höheren Betriebsfrequenz
(in etwa dreifach höher, vgl.
[01-0_Induktion-Bericht_komplett_V36_120126_Korrigendum[1]] ) wird die
magnetische Eindringtiefe und damit die in Fremdkörpern
entstehende Verlustwärme weiter reduziert.
- Die in einem Fremdkörper entstehende magnetische
Flussdichte hängt auch davon ab, ob das Material
(ferro-)magnetisch ist. Es ist jedoch nicht nur das Material des
Fremdkörpers relevant, sondern auch das Material der Feldplatte.
Auch hier führt ein magnetisches Material zu höheren
Flussdichten im Fremdkörper und damit zu einer stärkeren
Erwärmung. Dies gilt um so mehr, je näher das magnetische
Material in der Nähe des Fremdkörpers ist. Das magnetische
Material der Feldplatte ist daher bewusst relativ tief unter der
Oberfläche angeordnet, so dass eine vergleichsweise große
Entfernung zu Fremdkörpern entsteht. Das reduziert den dortigen
Wärmebeitrag ebenfalls beträchtlich.
Alles in allem führen diese Maßnahmen dazu, dass sich
alltagsübliche Gegenstände praktisch nicht erwärmen.
Lediglich bei Eisenmaterialien kann eine Erwärmung festgestellt
werden, die jedoch ausreichend gering bleibt, dass z.B. Blechdosen
problemlos während der Energieübertragung aus dem
Bereich zwischen den Feldplatten unter dem Fahrzeug hervorgeholt
werden können.
Sogar technische Geräte wie Handys wurden bei den Experimenten
nicht beschädigt, wenn diese zwischen den Feldplatten gelegen
haben.
Entzündungsrisiko
Eine Besonderheit bei der Erhitzung metallischer Fremdkörper
stellen metallisch beschichtete Papiere dar. Diese werden
beispielsweise bei Getränkeverpackungen häufig eingesetzt.
Aufgrund der dünnen Metallschicht treten hier im magnetischen Feld
sehr hohe Temperaturen in der Metallschicht auf. Trotzdem ist keine
Gefahr einer Verbrennung von Fingern oder Händen vorhanden, da die
thermische Kapazität dieser Metallschicht so gering ist, dass die
Temperatur bei Berührung lokal paraktisch sofort auf
Körpertemperatur absinkt und damit ungefährlich ist.
Kritisch kann in diesem Fall die Selbstentzündung des
metallbeschichteten Materials sein. Die oben bereits beschriebenen
konstruktiven Eigenschaften der Ladeplatte müssen daher
ausreichend sein, dass es bei metallbeschichtetem Material nicht zu
einer offenen Flammenbildung kommt, die weitere Materialien in der
Umgebung entzünden könnte.
Diese Fragestellung wurde bei der Definition des WiPT-Standards
intensiv berücksichtigt. Mit dem Wicklungsdesign der
Referenzfeldplatte wurde gezeigt, dass bei den untersuchten
Gegenständen keine offene Flammenbildung aufgetreten ist, sondern
lediglich eine Verkohlung des Materials auftritt.
Einflüsse auf den menschlichen Körper
Magnetische Felder können Einflüsse auf den menschlichen
Körper ausüben. Im Fall der kontaktlosen
Energieübertragung entstehen aufgrund der kleinen Geometrie im
vorgesehenen Frequenzbereich keine elektromagnetische Wellen, wie man
diese von der Funkübertragung von Radios her kennt. Einflüsse
können daher nur durch lokale magnetische Felder entstehen.
Untersuchungen für die Unbedenklichkeit werden durch die
"International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection
(ICNIRP)" zusammengefasst und in Form einer Richtlinie
veröffentlicht. Für magnetische Felder sind zwei
Einflussfaktoren relevant.
- Im Bereich niedriger Frequenzen unter etwa 100 kHz ist der Effekt der Nervenstimulation relevant.
- Im Bereich höherer Frequenzen über etwa 1 MHz ist der Effekt des Wärmeeintrags in das Gewebe relevant.
Bereits bei diesen relativ groben qualitativen Einschätzungen
zeigt sich, dass die Wahl der Betriebsfrequnez von 140 kHz in einem
Bereich liegt, bei dem die Nervenstimulation bereits stark abnimmt und
der Effekt des Wärmeeintrags noch nicht bedeutsam ist.
Selbstverständlich müssen die Effekte trotzdem einer genauen
wissenschaftlichen Analyse unterworfen werden. Für diese Zwecke
werden Simulationsmodelle eingesetzt, bei denen das menschliche Gewebe
detailiert abgebildet ist und somit der Einfluss im Körperinneren
analysiert werden kann. Der Einfluss auf das Nervensystem wir durch die
Stromdichte im zentralen Nervensystem (ZNS) bewertet, sowie durch as in
situ elektrische Feld im gesamten Körper. Der Effekt des
Wärmeeintrags wir durch die spezifische Absorptionsrate (SAR)
quantitativ bewertet.
Zur Durchführung der Körpermodellsimulation wird ein
sinnvolles Untersuchungsszenario festgelegt. Im Fall der kontaktlosen
Energieübertragung wurde für diese Untersuchung angenommen,
dass ein Mensch sich neben das Fahrzeug legt und mit dem Arm unter das
Fahrzeug zwischen die Feldplatten greift, um einen Gegenstand unter der
Mitte des Fahrzeugs (und damit auch der Feldplatten) herverzuholen. Die
folgende Abbildung zeigt zur Verdeutlichung die entsprechende
Anordnung. Ebenso ein mit Hilfe der Körpermodellsimulation
ermitteltes Ergenis. Dargestellt ist das auf den Maximalwert bezogene
in situ elektrische Feld.
Die zur Grenzwertbetrachtung heranzuziehenden Resultate der Simulation sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Physikalische Größe |
Ergebnis |
Zulässig |
Elektrische Stromdichte (ZNS) / J1cm2 |
0,15 A/m2 |
0,28 A/m2 |
In situ elektrisches Feld / E |
6,97 V/m |
18,9 V/m |
SAR (Kopf, Rumpf) / SAR10g |
0,00032 W/kg |
2 W/kg |
SAR (Arme, Beine) / SAR10g |
0,006,3 W/kg |
4 W/kg |
SAR (Ganzkörper) / SARwb |
0,000030 W/kg |
0,08 W/kg |
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass alle (Basis-)Grenzwerte
unterschritten werden. Ein Hineingreigen zwischen die Feldplatten
während des Betriebes ist daher ohne Überschreitung der
Grenzwerte möglich, die für die Allgemeinbevölkerung im
öffentlichen Raum gelten. (Dieses Ergebnis gilt nur für
entsprechend großflächig ausgelegte Feldplatten des
Abnehmers und der Betriebsfrequenz von 140 kHz.)
Sicherheit aktiver medizinischer Implantate
Die Hersteller von aktiven medizinischen Implantaten wie z.B.
Herzschrittmachern prüfen ihre Geräte gegenüber der
Beeinflussung von äußeren magnetischen Fledern. In
entsprechenden Produktnormen ist hierbei ein Prüfwert festgelegt
bei welchem das Implantat in seiner Funktion keine funktionelle
Einschränkungen zeigen darf. Die Produktnorm für
Herzschrittmacher hat sich dabei an dem leicht messbaren
Referenzgrenzwert der ICNIRP von 6,25 µT bei 140 kHz orientiert, und ist auf einen Wert
von 15 µT festgelegt.
Entsprechende Flussdichtenmessungen zeigen, dass im Innenraum des
Fahrzeuges und neben den Seitenschwellern dieser Wert unterschritten
wird.
Mit einem Messwert von 3,75 µT an einer für einen
Herzschrittmacher potentiellen Lage im Fall des unter das Fahrzeug
greifens liegt das technische System unter dem Grenzwert der
Produktnorm. Damit wird vom Hersteller des Herzschrittmachers eine
störungsfreie Funktion sogar in diesem extremen Nutzerszenarium
garantiert. Auch die Körpermodellsimulation hat den hier
ermittelten Wert bestätigt.
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