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InteroperabilitätsdefinitionDie
Interoperabilitätsdefinition ist als Quellendefinition formuliert. Dies
bedeutet, dass sich alle Definitionen auf die primäre Feldplatte der
Versorgungseinheit beziehen, welche die elektrische Leistung zur
Verfügung stellt. Dieses Konzept erlaubt die Konstruktion
unterschiedlicher sekundärer Feldplatten, welche gemeinsam mit der
definierten primären Feldplatte einen komplett bestimmten und damit
berechenbaren Transformator ergeben, der ein durch den Verbraucher
bestimmtes Verhalten aufweist. Weiterhin kann derart eine
technologieneutrale Definition formuliert werden, welche alleinig auf
den die Schnittstelle darstellenden Luftspalt bezogene Größen verwendet.
Die Definition der Interoperabilität gliedert sich in die eigentliche
Quellendefinition zur Festlegung der Geometrie und der elektrischen
Betriebsgrößen. Diese Interoperabilitätsdefinition wird durch eine
Referenzgeometrie
ergänzt, welche für Qualifizierungsmessungen verpflichtend vorgesehen
ist. Darüber hinaus werden informativ Beispielgeometrien für sekundäre
Feldplatten beschrieben. Diese dienen neben den experimentell
untersuchten Abnehmern als Referenz für die Analyse der Eigenschaften
der Interoperabilitätsdefinition.
Quellendefinition
Geometrische Definition
Die geometrische Definition beschreibt einerseits den
magnetischen Kreis der primären Feldplatte und andererseits die Lage
der primären Wicklung. In der Interoperabilitätsdefinition wird die
Wicklung nicht im Detail festgelegt, sondern eine repräsentative
einzelne Windung mechanisch definiert, welche das Verhalten komplexer
Windungsanordnungen im Wesentlichen abbildet. Diese einzelne
Ersatzwindung wird als Wicklungsschwerpunkt bezeichnet. Der Vorteil
liegt darin, dass auf diese Art durch Veränderung von Windungszahlen
eine Anpassung an verschiedene Versorgungsspannungen erfolgen können
und herstellerspezifische Details umsetzbar bleiben, die die
Interoperabilität nach wie vor gewährleisten.
Als Wicklungstyp wird eine Doppelflachwicklung gewählt. Diese besteht
aus zwei spiegelsymmetrischen rechteckförmigen Teilwicklungen. Die
Wicklung ist komplett mit einem magnetischen Rückschluss (Ferrit)
hinterlegt und flächig verteilt über dieser Oberfläche
angeordnet. Der Referenzpunkt P für die Wicklungsschwerpunkte ist
der Punkt auf einem Viertel der Diagonalen der Ferritebene.
Die Definition der Quelle erfolgt für eine unterflurige Anordnung, da
diese Anordnung den für die Interoperabilitätsdefinition adressierten
Einsatzbereich im öffentlichen Raum repräsentiert und dieser Fall
verglichen mit einer Überflurvariante den elektromagnetische
schwierigeren Fall darstellt und daher möglichst exakt abgebildet sein
sollte.
Nur wenige in der obigen Abbildung dargestellte Parameter bestimmen auf diese Weise die Quellengeometrie.
Elektrische Definition
Die elektrische Definition beschreibt das Betriebsverhalten der Quelle.
Als Quellgröße ist die Druchflutung definiert, so dass die Feldplatte
von einer Stromquelle gespeist wird. Die Durchflutung stellt die Summe
der Ströme dar, welche die gedachte Verbindungslinie zwischen den
Zentren A und B der beiden Teilwicklungen fließen. Die Durchflutung
fließt damit je zur Hälfte in den beiden Teilwicklungen. Der Grund für
die Auswahl der Durchflutung liegt darin begründet, dass diese
Quellgröße auch im Leerlauf, d.h. ohne das Vorhanden sein einer
sekundären Feldplatte erzeugt werden kann, ohne das System technisch
überdimensionieren zu müssen. Somit bleibt das Verhalten der Quelle
auch dann definiert, wenn der Abnehmer ein schadhaftes Verhalten
aufweist. Folgende elektrische Betriebsparameter sind für den
Bemessungspunkt (Nennpunkt oder Arbeitspunkt) festgelegt.
Größe
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Wert
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Einheit
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Durchflutung (nominal)
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120
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Aeff
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Systemfrequenz
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140
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kHz
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Netzleistung (nominal)
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3,3
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kW
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Durchflutungsrampe min.
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250
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Aeff/s
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Grundsätzlich besteht der Quellenansatz darin, dass die Durchflutung
mit dem Nennwert konstant gehalten oder abgeschaltet wird. Dennoch wird
in der Regel eine gesteuerte Stromquelle verwendet, so dass die
Durchflutung im Dauerbetrieb um den Nennpunkt herum zumindest in einem
beschränktem Arbeitsbereich gesteuert werden kann. Das ermöglicht eine
exakte Einstellung der nominellen Netzleistung auch wenn die äußeren
Gegebenheiten wie etwa der Luftspalt von den Bemessungsbedingungen
abweichen. Weiterhin kann beim Einschalten der Durchflutung eine Rampe
durchlaufen werden, deren Mindeststeilheit bis zum Erreichen des
Betriebsbereiches vorgegeben ist. Dieser Parameter gewährleistet die
Implementierung zeitlicher Abschaltbedingungen, insbesondere einer
Abschaltung, wenn sich trotz Durchflutung kein Leistungsfluss
einstellt. Eine derartige Situation tritt auf, wenn die Durchflutung
ohne das Vorhandensein eines Abnehmers aktiviert wird.

Referenzfeldplatte
Um eine Interoperabilität von kontaktlosen Energieübertragungssystemen
in der Praxis garantieren zu können, müssen Zertifizierungsprozeduren
eingeführt werden. Die Zertifizierung von Abnehmern für kontaktlose
Energieübertragung muss für diesen Zweck auf einer Testeinrichtung mit
einer interoperablen Quelle stattfinden. Derartige Testaufbauten und
darauf beruhende Messungen müssen an verschiedenen Orten reproduzierbar
durchgeführt werden können. Die neutrale geometrische Quellendefinition
für die Wicklung basierend auf einem repräsentativen
Wicklungsschwerpunkt langt für derartige Zwecke nicht aus. Aus diesem
Grund wird eine Referenzfeldplatte mit einer exakten Wicklungsanordnung
für die Herstellung von Testständen definiert.
Für die Referenzfeldplatte wird eine verteilte Wicklungsanordnung
gewählt, die eine dreieckförmige relative Stromdichtenverteilung gemäß
der folgenden Abbildung aufweist.

Die exakte Lage der Windungen ergibt sich daraus gemäß der folgende Abbildung.

Beispiele von Abnehmerfeldplatten
In diesem Abschnitt werden zwei beispielhafte sekundärseitige
Feldplatten für die Abnahme der Energie seitens eines mobilen
Verbrauchers beschrieben. Diese Beispiele sind nicht Bestandteil der
Interoperabilitätsdefinition, sondern dienen lediglich der Durchführung
von Systemanalysen, die nur in Verbindung von interoperabler
Primärseite und einem sekundären Abnehmer durchgeführt werden können.
Die beschriebenen Beispiele sind geometrisch sehr unterschiedlich
gewählt, so dass die große geometrische Varianz von Abnehmen deutlich
wird. Die erste großflächige Version zeigt einen Abnehmer, welcher die
Flussdichten im Luftspalt klein hält, die zweite kompakt bauende
Version zeigt eine bauraumoptimierte Lösung.
Flussreduzierende sekundäre Feldplatte
Eine die Flussdichte stark reduzierende Feldplatte wird mit einer
relativ großen Fläche auf der Sekundärseite erreicht. Hierbei wird als
Spulentyp wie auch bei der interoperablen Primärseite eine
Doppelflachwicklung gewählt. Die folgende Abbildung zeigt die für
Vergleichsrechnungen herangezogene Beispielanordnung. Innerhalb des
spezifizierten Wicklungsbereiches sind die Windungen homogen verteilt
und bilden somit eine rechteckförmige Stromdichtenverteilung.

Bauraumreduzierende sekundäre Feldplatte
Die am kompaktesten bauenden Feldplatten mit nach wie vor relativ
großen Kopplungsfaktoren sind mit dem Wicklungstyp Solenoid
realisierbar. Zur Analyse wird eine Feldplatte mit lediglich 33 cm
Außenmaß herangezogen, deren exakten Abmessungen in der folgenden
Abbildung angegeben sind. Um Streufelder des Solenoiden nach oben zu
vermeiden, muss dieser Wicklungstyp mit einem in der Abbildung nicht
dargestellten Aluminiumrückwandschirm ausgestattet werden. Dieser
spiegelt die nach oben verlaufenden Feldlinien nach unten, so dass
diese zur Kopplung beitragen. Seine Fläche muss über die Ferritfläche
weit hinausragen. Dimensionen des Rückwandschrims sind bei konkreten
Rechnungen angegeben.
Der Solenoid trägt im Wicklungsbereich eine homogen verteilte Wicklung.

Steuerung
Schon aus energetischen Gründen zur Vermeidung von
Verlusten ist es nicht sinnvoll, dass die primäre Feldplatte aktiviert
ist, wenn sich dort kein Fahrzeug befindet oder dieses keine Energie
abnimmt. Somit ist es notwendig, dass die magnetische Quelle erst auf
Anforderung zielgerichtet eingeschaltet wird und damit einer externen
Steuerung unterliegt.
Die Interoperabilitätsdefinition erfordert ein vom Verbraucher
(Fahrzeug) ausgehendes binäres Signal, welches von der Quelle empfangen
wird. Eine Aktivierung der Quelle erfolgt nur dann, wenn dieses Signal
empfangen wird. Eine zwingende Anforderung an dieses Signal ist eine
begrenzte Reichweite, d.h. der Empfang des Signals darf nur in einer
definierten Entfernung des Abnehmers von der Quelle möglich sein. Im
wesentlichen sichert dies ab, dass nur jene Feldplatte aktiviert wird
auf welcher das Fahrzeug auch tatsächlich positioniert ist und stellt
sicher, dass eine ausreichende Überdeckung von primärer und sekundärer
Feldplatte besteht und eine sinnvolle Energieübertragung stattfinden
kann.
Realisiert wird diese Funktion durch eine in der primären (und
sekundären) Feldplatte mittig positionierte Rahmenspule. Wird in dieser
Spule eine definierte hochfrequente Wechselspannung über einem
Schwellwert liegende Wechselspannung gemessen, so dient dies zur
Aktivierung der primären Feldplatte. Auch dieses Kommandosignal wird
daher mittels einer induktiven Kopplung generiert. Es handelt sich um
ein Punkt zu Punkt Signal (P2PS) vom Fahrzeug zur Quelle.
Dieses steuernde Signal ist zwingender Bestandteil der Interoperabilitätsdefinition.

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